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"AUA!" - Schmerz beim Hund

  • von Lilli Nastl
  • 31 Juli, 2021

Teil 3 - Behandlungsmöglichkeiten

Nachdem es im 1. Teil der Beitrags-Reihe um die Schmerzentstehung und im 2. Teil um die Arten von Schmerz und mögliche Gefahren im Schmerzgeschehen ging, zeige ich Euch in diesem Artikel verschiedene Möglichkeiten der Schmerzbehandlung auf. 

BEHANDLUNGSMÖGLICHKEITEN….

….gibt es viele – vor allem beim chronischen Schmerz wäre für eine optimale Zusammenstellung der Therapie eine möglichst genaue Diagnose von Vorteil und auch regelmäßige Kontrollen, um etwaige Anpassungen vornehmen zu können.
Die Diagnosestellung erfolgt über eine gründliche Anamnese, über ein detailliertes Gespräch mit den Besitzern, über Tast- und Sichtbefund und viele weitere Möglichkeiten wie Blutbefund, Röntgen, CT, MRT,...

Bei jeder Art Schmerz ist zunächst mal das Wichtigste, unseren Hunden zu helfen und den Schmerz so schnell wie möglich zu lindern.

Im Folgenden sind die gängigsten Therapien im groben Überblick beschrieben, damit Ihr eine ungefähre Ahnung habt, wovon der Tierarzt/ die Tierärztin überhaupt redet. :)

MEDIKAMENTE

Auch wenn sich immer mehr Hundehalter gegen die „typische Schulmedizin“ aussprechen, hat der Einsatz von Analgetika (Schmerzmittel) durchaus seinen Sinn. Denn allein der Versuch, dem Hund schnellstmöglich seine Schmerzen zu nehmen, rechtfertigt den Griff in die Pillendose.

Die ersten und wohl am häufigsten, weil schnell wirkenden Präparate, die in der Tierarztpraxis eingesetzt werden, sind wohl die.....

NSAIDs...
zu deutsch: nicht-steroidale Antirheumatika / nicht-steroidale Antiphlogistika
Sie wirken symptombezogen an der Peripherie entzündungshemmend, schmerzlindernd, fiebersenkend und hemmen bei Entzündungen den Austritt von Flüssigkeit/Blutbestandteilen aus den Gefäßen ins umliegende Gewebe.

Medikamenten-Namen wie „Metacam“ oder „Rimadyl“ sind, glaube ich, jedem Hundebesitzer ein Begriff.
Ihren Einsatz finden NSAIDs bei akuten und chronischen Erkrankungen des Bewegungsapparates, wie entzündliche Knorpel- und Knochenschädigungen, aber auch bei Prellungen, Zerrungen, Verstauchungen, Lahmheiten

Opioide...
wie z.B. Fentanyl oder Morphin sind stark schmerzhemmend und wirken im Bereich des Zentralen Nervensystems (ZNS). Dabei wird die Ausschüttung von Botenstoffen in die schmerzleitenden Nervenfasern gehemmt und die Weiterleitung des Schmerzimpulses somit gestoppt oder zumindest stark gehemmt.

Kortikosteroide...
werden künstlich hergestellt und ähneln dem körpereignen Kortisol. Sie wirken durch ihre entzündungshemmenden und abschwellenden Eigenschaften schmerzlindernd. Jedoch sollte von der Dauergabe von Kortison abgesehen werden.

"Phen-Pred "... (CP Pharma, Deutschland)
ist eine Kombination aus NSAID und Kortison. Es findet seinen Einsatz ebenfalls bei entzündlich-schmerzhaften Prozessen im Bewegungsapparat.

Lokalanästhetika...
(Procain, Lidocain) werden durch eine Injektion in den Körper verbracht, unterbrechen die Schmerzweiterleitung im Versorgungsgebiet eines Nervs und ermöglichen dadurch Schmerzfreiheit in diesem Gebiet. Sie werden in der Tierarztpraxis bei der sog. „Neuraltherapie“ verwendet.

"Librela" (Fa. Zoetis, Deutschland)
ist recht neu am Markt erhältlich und gilt fast schon als Wunderwaffe gegen den osteo-arthritischen Schmerz.
Es ist ein neuer Wirkstoff, ein sogenannter "caniner monoklonaler Antikörper" und wirkt bei Entzündungs- und Schmerzgeschehen direkt im Gelenk. Verabreicht wird das Präparat über eine monatliche Spritze.

Zusätzlich zur Schulmedizin gibt es viele weitere sinnvolle und unterstützende Behandlungsmöglichkeiten.
Werden diese sorgfältig und regelmäßig durchgeführt, stehen die Chancen recht gut, die Dosis der Schmerzmedikamente zu reduzieren. Sie ganz abzusetzen, ist vor allem bei bereits lange bestehendem chronischem Schmerz oft nicht möglich.

Aber auch hier gilt: Bitte immer mit Tierarzt/Tierärztin oder professionellen Therapeuten absprechen!!!

Sämtliche ganzheitliche Ansätze hier anzuführen, würde den Rahmen sprengen. Daher gibt es hier eine kurze Auflistung und Beschreibung der gängigsten Methoden.

PHYSIOTHERAPIE

Sie beinhaltet verschiedenste Segmente, wie z.B. Bewegungs- und Krafttraining, Mobilisationstechniken, Massagebehandlungen, Hydro- oder Elektrotherapie uvm.

Krafttraining macht durchaus Sinn, wenn die Muskulatur schwach ausgeprägt ist. Gut ausgebildete Muskeln unterstützen die Gelenke und entlasten sie in ihrer Funktion. Bei schmerzenden Gelenken kann der Aufbau der umliegenden Muskulatur sehr wohl Erleichterung bringen.

Bei der Massage können Verspannungen in der Muskulatur, die durch Schonhaltung oder Fehlbelastungen entstehen und durchaus schmerzhaft sein können, gelockert werden. Die Durchblutung und somit die Versorgung der Muskulatur wird verbessert. Außerdem ist die Berührung an sich im Normalfall schon sehr angenehm und hilft bei der Entspannung.

Die Lymphdrainage hilft dabei, Flüssigkeitsansammlungen im Gewebe, die bei diversen Erkrankungen entstehen können, besser und schneller aufzulösen. Die dadurch erzielte Druckentlastung wirkt schon an sich schmerzlindernd, außerdem wird ein besserer/schnellerer Abtransport diverser Schlackenstoffe erzielt.

Dem Tapen als sinnvolle Behandlungsmöglichkeit kommt immer mehr Bedeutung zu. Dabei werden „Klebebänder“ in bestimmten Richtungen und mit einer bestimmten Dehnung am Hundekörper angebracht und dienen damit u.a. der Entlastung oder Unterstützung muskulärer oder knöcherner Strukturen.

Bei der Hydrotherapie wird mit verschiedensten Behelfen gearbeitet – vom Wickel begonnen bis hin zum Unterwasserlaufband.
Die Behandlung am Laufband hat viele Vorteile. So wirkt z.B. die Auftriebskraft des Wassers gelenkschonend, gleichzeitig wird aber durch den Reibungswiderstand bei Bewegung im Wasser die Muskulatur trainiert.

Bei der Elektrotherapie wird mit Gleich- und Wechselstrom behandelt. Eine häufig angewendete Form der Elektrotherapie ist die Behandlung mit TENS, einer Reizstromtherapie mit niederfrequentem Wechselstrom. Dabei werden Muskulatur und Nerven stimuliert und eine Schmerzlinderung herbeigeführt. TENS findet seinen Einsatz bei akutem und chronischem Schmerz.
Ein Vorteil liegt auch darin, dass nach einer ausführlichen Einschulung durch den Tierarzt oder einem Therapeuten der Hundebesitzer selbst das TENS-Gerät daheim am Hund anwenden kann.

In der Chiropraktik werden Blockaden des Skelettapparates gelöst. Jede Blockade einer Struktur bringt eine Beeinträchtigung anderer Strukturen mit sich. Eine chiropraktische Behandlung korrigiert Fehlstellungen des knöchernen Apparates und macht eine physiologische Beweglichkeit wieder möglich.
Diese Behandlung darf  nur von geschulten TierärztInnen durchgeführt werden.

Die Akupunktur behandelt nach der TCM (Traditionelle Chinesische Medizin) die Meridiane, die als Energieflüsse den Körper überziehen, bzw. die Punkte, die auf diesen Meridianen liegen. Eine strukturelle anatomische Beeinträchtigung spiegelt sich auch in den Meridianen und Akupunkturpunkten wider.
Die Akupunktur bringt die Lebensenergie wieder zum fließen und der Organismus kann sich erholen.

Eine beliebte Form ist die Goldakupunktur, sie wird immer öfter bei Hunden mit HD (Hüftgelenksdysplasie) eingesetzt. Dabei werden kleinste Goldkügelchen an die Stellen der „zuständigen“ Akupunkturpunkte implantiert und bleiben für den Rest des Hundelebens an Ort und Stelle.
Jede Form der Akupunktur darf hierzulande ebenfalls nur von geschulten TierärztInnen durchgeführt werden.

Die Akupressur dient demselben Zweck wie die Akupunktur, nur dass sie nicht mit Nadeln, sondern mit Fingerdruck auf den Akupunkturpunkten an der Hautoberfläche ausgeübt wird.

 

Die Osteopathie geht davon aus, dass jede Körperstruktur ihre eigene Schwingung, ihren eigenen Energiefluss (Puls) hat, aber alle Strukturen fließen im Einklang miteinander, sofern der Organismus gesund ist. Im Umkehrschluss bedeutet das: Ist der „Puls“ in einer Struktur beeinträchtigt, wirkt es sich auf andere Strukturen aus. Die Osteopathie bringt als sanfte Behandlungsmethode den Fluss wieder in Einklang.

Zum Glück gibt es heutzutage sehr viele Möglichkeiten, unseren Hunden zu helfen und sie zu unterstützen, wenn sie unter Schmerzen leiden.

Neben den tierärztlichen und therapeutischen Maßnahmen können wir sie mit der Ernährung unterstützen, es gibt wunderbare Futterzusätze mit z.B. Teufelskralle oder Grünlippenmuschelextrakt, die schmerzlindernd wirken.

Ebenso gibt es diverse homöopathische Alternativen, MSM (eine natürlich vorkommende Schwefelverbindung) oder derzeit aktuell und in vieler Munde CBD-Öl.

Ich rate jedoch in diesem Fall von Eigeninitiative ab und bitte euch, mit eurem Tierarzt/eurer Tierärztin oder dem Therapeuten/der Therapeutin Rücksprache zu halten, bevor oben erwähnte Alternativen zum Einsatz kommen.

 

Zuhause können wir dafür sorgen, dass unseren Hunden ein angenehmer Liegeplatz zur Verfügung steht, wir können ihnen Einstiegshilfen fürs Auto organisieren, wenn das Springen Probleme bereitet, wir können unseren Hunden Unterhaltung und Beschäftigung mit Schnüffelspielen bieten, wenn sie in der Bewegung geschont werden sollen oder sich eh nicht mehr so richtig bewegen wollen.

Und vor allem können wir ihnen unsere Zuneigung und unsere Aufmerksamkeit  schenken, was sie sicher genießen!

....aber die bekommen sie ja ohnehin... rund um die Uhr... jeden Tag, ...jedes Monat,... jedes Jahr, stimmt´s?!?!? :)

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